von Helgoland1 » Sa 5. Apr 2025, 07:56
Artikel Hamburger Abendblatt 04.04.2025
Alle Versuche, einen Bäcker auf die Insel zu locken, sind gescheitert: Deshalb will die Gemeinde Helgoland die Rettung der letzten und einzigen Inselbäckerei jetzt in die eigene Hand nehmen. In einer kurzfristig anberaumten Sondersitzung entschied der Gemeinderat, die Backstube am Hafen sowie das Wohnhaus mit Verkaufsfiliale im Oberland zu kaufen. Die Verhandlungen dazu würden andauern.
Bereit seit 1. Januar gibt es keine frischen Brötchen mehr auf der Nordseeinsel. Nur mit viel Überredungskünsten war es dem Bürgervorsteher und dem Bürgermeister auf Helgoland gelungen, die Inselbäckerei im vorigen Jahr überhaupt noch bis Jahresende aufrechtzuerhalten. Wie bei der Rettung der Inselapotheke hofften die Verantwortlichen darauf, dass sich am Ende alles zum Guten wendet.
Zahlungskräftiger Käufer wollte Grundstück erwerben, aber keine Brötchen backen
Noch bis Mitte März sah alles nach einem Happy End aus. Die letzte Bäckereichefin war sich mit einem inselnahen Bäcker fast handelseinig. Doch im letzten Moment kam noch ein verlockendes Angebot eines weiteren Interessenten auf den Tisch. Der wollte das Grundstück für mehr Geld kaufen, aber keine Bäckerei dort eröffnen.
„Jetzt mussten wir ganz schnell entscheiden, ob die Gemeinde kauft und die Inselbäckerei aufrechterhält oder alles der freien Wirtschaft überlässt“, sagt Bürgermeister Thorsten Pollmann. Nicht zu handeln, hätte bedeutet, dass es vermutlich nie wieder eine Bäckerei auf der Insel gegeben hätte. „Das funktioniert auf dem Festland, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit ein Brötchen kaufen kann, aber nicht auf der Insel“, meint Pollmann.
Kaufvertrag soll so schnell wie möglich ausgehandelt werden
Doch sowohl Touristen als auch Einheimische hätten ihn bestärkt, der Gemeindevertretung zu empfehlen, die Sache in die eigene Hand zu nehmen. Jetzt soll der Grundstückskauf, nach Abendblatt-Informationen geht es um eine Millionensumme, so schnell wie möglich unter Dach und Fach gebracht werden.
Sobald die Tinte unter dem Vertrag trocken ist, will Helgoland ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren starten. Dann sollen sich Bäcker melden, die übernehmen wollen. Schon jetzt haben mindestens drei ernsthafte Interessenten beim Bürgermeister vorgesprochen.
Backstube am Hafen muss auf modernen Stand gebracht werden
Klar ist, dass der oder die Neue nicht sofort loslegen kann. Denn die Backstube ist auf einem alten Stand. Das heißt, dass die Lebensmittelaufsicht bei einem Neustart auch deutliche Umbauten fordert, um die Lebensmittelhygiene zu gewährleisten.
Klar ist aber auch, dass die Backstube längst nicht mehr so groß wie in den 60er-Jahren sein muss. Das bedeutet, dass die Gemeinde mit dem Grundstückskauf auch gern noch einen weiteren Gewerbebetrieb dort ansiedeln könnte. Fürs Jugendzentrum wird ebenfalls noch Gelände gesucht.
Gemeinde will Erbbaurechtsvertrag mit einem Bäcker abschließen
Auch das Wohnhaus mit der Verkaufsfiliale im Oberland bietet mehr als nur einen Tresen, Regale. und Verkaufsauslage „Wohnraum ist knapp auf der Insel“, sagt der Bürgermeister. Ob als Wohnung für den Bäcker und mögliche Angestellte oder andere Mieter, ist offen.
Am liebsten würde die Gemeinde einen Erbbaurechtsvertrag abschließen und so eine langfristige Bindung der Bäckerei festschreiben. Der Bedarf ist jedenfalls groß. Der Bürgermeister rechnet allein bei den Brötchen mit einer Nachfrage von 6000 Stück pro Tag in der Saison.
Bürgermeister sucht jetzt nach Übergangslösung
Und warum konnte nicht eine andere Immobilie für eine Bäckerei gefunden werden? Bürgermeister Torsten Pollmann: „Wir haben lange gesucht und nichts gefunden.“ Mitten im Ort zwischen den Gästewohnungen könne nicht einfach eine Backstube mit Schornstein errichtet werden.
Jetzt sucht Pollmann mit seinen Mitstreitern aus der Gemeindevertretung schon wieder, und zwar nach Übergangslösungen. Wenn etwas kurzfristig als Ersatz gefunden wird, um genügend Brötchen zu produzieren, sind die Menschen einer Gruppe bestimmt glücklich, die auf der Insel kaum selbst backen können: die Touristen.
Artikel Hamburger Abendblatt 04.04.2025
Alle Versuche, einen Bäcker auf die Insel zu locken, sind gescheitert: Deshalb will die Gemeinde Helgoland die Rettung der letzten und einzigen Inselbäckerei jetzt in die eigene Hand nehmen. In einer kurzfristig anberaumten Sondersitzung entschied der Gemeinderat, die Backstube am Hafen sowie das Wohnhaus mit Verkaufsfiliale im Oberland zu kaufen. Die Verhandlungen dazu würden andauern.
Bereit seit 1. Januar gibt es keine frischen Brötchen mehr auf der Nordseeinsel. Nur mit viel Überredungskünsten war es dem Bürgervorsteher und dem Bürgermeister auf Helgoland gelungen, die Inselbäckerei im vorigen Jahr überhaupt noch bis Jahresende aufrechtzuerhalten. Wie bei der Rettung der Inselapotheke hofften die Verantwortlichen darauf, dass sich am Ende alles zum Guten wendet.
Zahlungskräftiger Käufer wollte Grundstück erwerben, aber keine Brötchen backen
Noch bis Mitte März sah alles nach einem Happy End aus. Die letzte Bäckereichefin war sich mit einem inselnahen Bäcker fast handelseinig. Doch im letzten Moment kam noch ein verlockendes Angebot eines weiteren Interessenten auf den Tisch. Der wollte das Grundstück für mehr Geld kaufen, aber keine Bäckerei dort eröffnen.
„Jetzt mussten wir ganz schnell entscheiden, ob die Gemeinde kauft und die Inselbäckerei aufrechterhält oder alles der freien Wirtschaft überlässt“, sagt Bürgermeister Thorsten Pollmann. Nicht zu handeln, hätte bedeutet, dass es vermutlich nie wieder eine Bäckerei auf der Insel gegeben hätte. „Das funktioniert auf dem Festland, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit ein Brötchen kaufen kann, aber nicht auf der Insel“, meint Pollmann.
Kaufvertrag soll so schnell wie möglich ausgehandelt werden
Doch sowohl Touristen als auch Einheimische hätten ihn bestärkt, der Gemeindevertretung zu empfehlen, die Sache in die eigene Hand zu nehmen. Jetzt soll der Grundstückskauf, nach Abendblatt-Informationen geht es um eine Millionensumme, so schnell wie möglich unter Dach und Fach gebracht werden.
Sobald die Tinte unter dem Vertrag trocken ist, will Helgoland ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren starten. Dann sollen sich Bäcker melden, die übernehmen wollen. Schon jetzt haben mindestens drei ernsthafte Interessenten beim Bürgermeister vorgesprochen.
Backstube am Hafen muss auf modernen Stand gebracht werden
Klar ist, dass der oder die Neue nicht sofort loslegen kann. Denn die Backstube ist auf einem alten Stand. Das heißt, dass die Lebensmittelaufsicht bei einem Neustart auch deutliche Umbauten fordert, um die Lebensmittelhygiene zu gewährleisten.
Klar ist aber auch, dass die Backstube längst nicht mehr so groß wie in den 60er-Jahren sein muss. Das bedeutet, dass die Gemeinde mit dem Grundstückskauf auch gern noch einen weiteren Gewerbebetrieb dort ansiedeln könnte. Fürs Jugendzentrum wird ebenfalls noch Gelände gesucht.
Gemeinde will Erbbaurechtsvertrag mit einem Bäcker abschließen
Auch das Wohnhaus mit der Verkaufsfiliale im Oberland bietet mehr als nur einen Tresen, Regale. und Verkaufsauslage „Wohnraum ist knapp auf der Insel“, sagt der Bürgermeister. Ob als Wohnung für den Bäcker und mögliche Angestellte oder andere Mieter, ist offen.
Am liebsten würde die Gemeinde einen Erbbaurechtsvertrag abschließen und so eine langfristige Bindung der Bäckerei festschreiben. Der Bedarf ist jedenfalls groß. Der Bürgermeister rechnet allein bei den Brötchen mit einer Nachfrage von 6000 Stück pro Tag in der Saison.
Bürgermeister sucht jetzt nach Übergangslösung
Und warum konnte nicht eine andere Immobilie für eine Bäckerei gefunden werden? Bürgermeister Torsten Pollmann: „Wir haben lange gesucht und nichts gefunden.“ Mitten im Ort zwischen den Gästewohnungen könne nicht einfach eine Backstube mit Schornstein errichtet werden.
Jetzt sucht Pollmann mit seinen Mitstreitern aus der Gemeindevertretung schon wieder, und zwar nach Übergangslösungen. Wenn etwas kurzfristig als Ersatz gefunden wird, um genügend Brötchen zu produzieren, sind die Menschen einer Gruppe bestimmt glücklich, die auf der Insel kaum selbst backen können: die Touristen.