Grün ist das Land
Rot ist die Kant
Weiß ist der Sand
Das sind die Farben von Helgoland




Nanu, was ist denn da los?



Von der Landungsbrücke aus sieht man einen großen Kran, der die Helgoländer Dünenfähre Witte Kliff im Scheibenhafen am Haken hat.

Witte Kliff auf der Frachtmole.
Die Dünenfähre Witte Kliff auf der Frachtmole des Helgoländer Scheibenhafens.

Die Witte Kliff bringt 15 Tonnen auf die Waage. Das schafft nur der Kran vom Wasser- und Schiffahrtsamt.
Die schwere Fähre kann nur von stärksten Kran Helgolands gehoben werden.

Und man stellt besser nicht den Fuß darunter.
Das Gewicht der an Land auf Europaletten abgestellten Witte Kliff zerqutescht an neuralgischen Punkten die zu schwachen Holzbretter.

Neulich war ein dicker Tampen in die Steuerbordschraube geraten, die Kapitän Wellnitz bei einem Tauchgang entfernt hat. Dabei hat er die Backbordschraube kontrolliert und festgestellt, dass da auch eine Leine war, die sich um die Welle festgewickelt hatte und die er losgeschnitten hat. Und was ein feinfühliger Kapitän ist, der merkt, wenn etwas mit der Schraube nicht in Ordnung ist, denn obwohl alle Tampen aus den Schrauben entfernt waren, lief da "noch irgendwas unrund". Deshalb nahmen die Kapitäne Wellnitz und Block heute morgen mit Unterstützung aus der Mannschaft von Wölfi, Bombe und Jim die Witte Kliff an Land. Diagnose: Die Schraube hat einen Schlag abbekommen, läuft unrund und deshalb wurde der Simmerring beschädigt und ist auszuwechseln. Das heißt: Die Schraube muss runter! Dazu hat Kapitän Wellnitz einen Schraubenabzieher selbst angefertigt. Dieser wird an der Schraube befestigt und stramm festgezogen.
Die Schraube mit der sie umgebenden Corddüse.

Der bereits in Position gebrachte Schraubenabzieher.
Die Schraube mit der sie umgebenden Corddüse und dem angebrachten Schraubenabzieher.

Jetzt wird die Nabe der Schraube erhitzt, diese dehnt sich etwas aus und läßt sich dann durch ein paar Schläge mit dem "Lehmann" leicht von der Welle lösen. Dabei hat man zu beachten, dass die Welle nicht mit erhitzt wird, denn dann dehnt die sich auch aus und die Schraube sitzt umso fester.
Mit einem Gasbrenner wird die Nabe der Schraube erhitzt.

Ich flachs so herum:"Kapitän Wellnitz hat 'ne Schraube locker!" Der guckt mich nur milde lächelnd an und antwortet:"Ich habe keine Schraube, ich hab' 'nen Propeller." Hmmm, wieder etwas dazugelernt. Das heißt beim Schiff nicht Schraube, sondern Propeller. Das ist wie, dass der Schraubenzieher nicht Schraubenzieher heißt sondern Schraubendreher, mit dem man mittels eines mit einem Zollstock, äh Gliedermaßstab gemessenen Abstands Schrauben in die Wand dreht und nicht etwa in die Wand zieht. Ersetzen sie also bitte Schraube in diesem Bericht durch Propeller.
Der Propeller der Witte Kliff auf der Werkbank.

Hier sieht man, wo der Propeller durch ein im Wasser treibendes Holzstück oder durch einen bei Niedrigwasser an der Mole aufgewirbelten Stein einen Schlag bekommen hat. Kapitän Wellnitz hat also nicht nur den Propeller locker, sondern auch noch einen ganz schönen Hau wech. Diese kleine Macke im Propeller verursacht Vibrationen, die das Ganze unrund laufen ließ und die Wellendichtringe beschädigte.
Eine nur kleine Delle in einem Propellerblatt ist zu sehen.

Die beschädigten Simmerringe werden entfernt.
Mit geeignetem Werkzeug werden die defekten alten Dichtungsringe entfernt.

So ein alter Simmerring
Ein alter Simmerring

wird durch so einen neuen ersetzt. Wobei da gleich zwei von hintereinander sitzen, die dann selbstverständlich auch gleich beide ersetzt werden.
Ein funkelnagelneuer Simmerring

Und während ich das schreibe, ist Witte Kliff wohl schon wieder zu flott, denn auf meine Frage meinte Kapitä Wellnitz, dass er plane, Witte Kliff um 14 Uhr wieder ins Wasser setzen zu lassen. Wie gut, dass wir so technisch versierte Mitarbeiter in der Börte haben, die so eine Reparatur auch mal selber machen können und nicht gleich in die Werft gefahren werden muss.


Alle Bilder und Text, sofern nicht anders erwähnt: © Thorsten Falke, Düne, 27498 Helgoland, Emailadresse: duene1(at)aol.com



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