Hallo !


Erst einmal zur Beruhigung: Von offizieller Seite, aus dem Rathaus, ist zu hören, das die Goldafternester auf der Düne im Februar von den Mannschaften der Börte aus dem Gebüsch geschnitten und anschließend verbrannt wurden und somit die Düne Raupenfrei ist!
Alle Bilder entstanden zwischen April 2003 und Oktober 2004, © Thorsten Falke

Die Frage nach dem Goldafter, Raupe oder "Schmetterling", gestaltet sich ähnlich wie die Frage mit dem Huhn und dem Ei. Was nun zuerst da war, vermag man nicht zu sagen.
Ebensowenig ist bekannt, wie der Goldafter nach Helgoland kam. Eine Theorie besagt, das mit dem im Frühjahr angelieferten Birkenbusch, der für den Küstenschutz auf der Düne benötigt wird, Goldafternester auf die Insel gelangt sind. Eine andere Theorie besagt, das zur Zeit des Ausschwärmens des Goldafterfalters, dieser, mit starken Winden aus Osten oder Süden, bis auf unsere schöne Insel geflogen ist.
Letztendlich ist es zwar nicht vollkommen egal, wie der Goldafter nach Helgoland kam -zukünftige Birkenbusch-Lieferungen sollten auf Goldafternester kontrolliert und gegebenenfalls die Annahme verweigert werden - für die Beantwortung von Marens Frage gehe ich von der Windtheorie aus und stelle vor:
Ein Nachtfalter namens Goldafter
In seinen drei Stadien - Raupe, Nachtfalter und Puppe - heißt er immer Goldafter. Nachtfalter sind Anfang Juli nachts aktiv, während sie tagsüber ruhen. Bei Berührung mit den feinen Härchen können allergische Reaktionen (starker Juckreiz) auftreten. (Anfang - Mitte Juli)


In den Abend- und Nachtstunden schwärmen die Nachtfalter zur Paarung aus, wenige Tage später, Mitte Juli, werden die Eier (1/2 mm) an der Unterseite von Blättern abgelegt und mit einem goldfarbenen Faden umwirkt, woher dieser Nachtfalter seinen Namen bekam. Es entsteht der sogenannte Afterbusch, der mehrere hundert Eier enthalten kann. Nach der Eiablage stirbt der Falter, kann also nur ein "Gelege" anlegen. Dieser goldfarbene Afterbusch kann ebenfalls Juckreiz verursachen. (Mitte - Ende Juli)



Durch die Allergieauslösenden Brennhaare schützt der Goldafter sich vor Fressfeinden. Lediglich der Kuckuck und der Pirol sollen dagegen immun sein. Während ich einmal beobachten konnte das eine Silbermöwe eine Raupe aufpickte, diese aber schnell wieder "ausspuckte" konnte ich auch beobachten, das der Kuckuck den Goldafter in allen seinen Stadien, anscheinend mit Genuss und auch gezielt, auffraß.
Kuckuck (Jungvogel) am Minigolfteich


Ein Gelege Anfang August, noch rührt sich nichts.


Mitte August sind bereits die ersten Raupen geschlüpft und beginnen sofort ein erstes zartes Gespinst um das Gelege zu spinnen.


Betroffen ist hauptsächlich der Sanddorn,(Mitte August)


aber auch die Hagebuttenbüsche sind betroffen.(Mitte August)


Bei oberflächlicher Betrachtung kaum zu sehen (braune Stellen wirken wie herbstliche Verfärbung).(Mitte August)


Manche Büsche waren über und über mit Nestern voll.(Mitte August)


Die kleinen Raupen spinnen langsam ihre "Winternester" zu,


und tun sich zwischenzeitlich am Blattwerk gütlich. Dabei wachsen sie schon ein bißchen.(Ende August)


Sowie die Temperatur des nachts mal unter 10 Grad sinkt, beginnen die Raupen ihr Winternest komplett zuzuspinnen, so dass kein Regen durchdringen kann. Es schaut aus, als ob ein Papiertaschentuch ins Gebüsch geweht sei.(Mitte September)


In ihren Winternestern verfallen die Raupen in eine Art Winterschlaf, aus dem sie erst wieder im April erwachen, wenn die Sonne des Nest mal wieder auf 10 Grad erwärmt. Dann kriechen sie aus dem Nest und genießen, genau wie wir, die wärmenden Strahlen der Sonne.(Anfang April)


Sie machen sich dann sogleich über die ersten zarten Triebe her und wachsen dabei kräftig.(Mitte - Ende Mai)


Hebt man mal einen Zweig an, die Raupen halten sich gerne an den Unterseiten auf, sieht man es nur so wuseln.(Mitte - Ende Mai)


Die Raupen sind nun ausgewachsen und werden sich nun bald verpuppen.(Ende Mai)


Die Raupen spinnen sich zart mit ihren Brennhaaren ein - als Abwehr der Fressfeinde - und verpuppen sich dann. Diese Puppennester sind außerordentlich schwer zu finden. Sie befinden sich an den Unterseiten der unterschiedlichsten laubtragenden Gewächse.(Anfang Juli)


Im Puppenstadium sehr gut verborgen.(Anfang Juli)


Wenn man so ein Puppennest entdeckt hat und die Blätter vorsichtig auseinander biegt, bekommt man die dunkle Puppe unter den versponnenen Brennhaaren zu sehen.(Anfang Juli)


Man kann dann ein einzelnes Puppennest behutsam ablösen, mit OP-Handschuhen (wegen des Juckens) und einem Messer dann die versponnenen Brennhaare entfernen, um einen Blick auf die Puppe zu werfen.(Anfang Juli)


An dem einen Ende der Goldafter-Puppe kann man einen dornartigen Fortsatz erkennen. (Anfang Juli)


Noch besser erkennt man den "Dorn" nach Entfernen des Schutzmantels. Aus dieser Puppe hätte sich ohne meine Störung,


und nun schließt sich der Kreis, der tagträumerische Goldafter-Nachtfalter entfaltet.(Anfang - Mitte Juli)


In diesem Falterstadium kann man versuchen, des Goldafters mit sogenannten "Gelbtafeln" habhaft zu werden. Die Gelbtafeln sind mit Leim bestrichen und strömen Pheromone (Sexuallockstoffe) aus, die die Insekten anlocken. An jeder Straßenlaterne auf der Düne wurde eine, an einem Holzbrett festgetackerte, Gelbtafel aufgehängt.


Die Goldafter-Falter die dem nicht auf den Leim gegangen waren und sich wieder vermehrt hatten, wurde Anfang Februar 2005 mit einer "Säuberungsaktion" zu Leibe gerückt. Die verbliebenen Raupennester wurden von den Mannen der Börte aus den Büschen geschnitten und der Buschschnitt dann auf der Düne verbrannt.


So, Maren! Ich hoffe, deine Frage ausreichend beantwortet zu haben. Ich möchte noch anmerken, das die von mir genannten Zeiten durch Witterungseinflüsse variieren können. Ist es länger kalt, kriechen die Raupen später aus ihren Nestern und der gesamze Zyklus verschiebt sich dann um diese Zeit.
Schlußendlich darf auch nicht unbemerkt bleiben, das die Brennhaare nicht bei jedem Menschen einen Juckreiz auslösen. Mir sind einige Menschen bekannt, die von den Brennhaaren des Goldafters nichts gemerkt haben. Und das, obwohl der Goldafter ein anerkannter Forstschädling ist, sich auch hier wieder die Schönheit der Natur offenbart.